aus der Abteilung für Psychotherapie und Medizinische Psychologie:
Dass Psychotherapie wirkt ist heute unbestritten. Vor allem umfangreiche Metaanalysen haben dies zeigen können. Schwieriger zu beantworten ist die Frage nach dem „Wie“, nach den Wirkfaktoren der Psychotherapie. Die unterschiedlichsten Verfahren berufen sich auf Erfolge. Nicht zuletzt der ökonomisch-politische Druck mit der Forderung nach möglichst kosteneffizienten Psychotherapieverfahren lässt diese Fragestellung besonders relevant werden, der nun das Forschungsprojekt nachgeht. Im Zentrum steht dabei die Frage, ob es vor allem „common factors“ sind, welche wirken, Faktoren also, die den derzeit wichtigsten Verfahren (Psychoanalyse bzw. Tiefenpsychologie, Verhaltenstherapie, klientenzentrierte und systemische Therapie) gemeinsam sind, oder gilt es, bei den einzelnen Methoden „spezifische“ Techniken auszumachen, die den Heilerfolg herbeiführen. Als kommunale Faktoren konnten u.a. Beziehung und Gespräch herausgearbeitet werden. Vor allem das „Zur-Sprache-kommen“, das in den bisherigen Untersuchungen zu kurz kam, war als ein zentraler „kommunaler Faktor“ zu akzentuieren.
Aus psychodynamischer Sicht ist weiter zu erforschen, inwieweit ein „holding environment“ oder für die Psychoanalyse spezifische Faktoren wie „Deutung“ und Entwicklung und Aufarbeitung einer „Übertragungsneurose“ vorrangig sind und wie hier generelle und spezifische Faktoren ineinander greifen. Besonders fokussiert wurde des weiteren auf die Haltung des Therapeuten, der sich einerseits als ein weiteres „Objekt“ der Beziehungsproblematik des Patienten anzubieten hat, zugleich aber andererseits die Konstituierung einer Metaperspektive ermöglichen muss, in deren Horizont eine neue Beziehungserfahrung ermöglicht wird, die generalisiert werden kann und so die interpersonellen Sackgassen, die wesentlich für eine Erkrankung verantwortlich waren, nicht mehr betreten werden müssen, der bisherige Daseinsentwurf des Patienten sich ändern kann.
Der Band „Wirkfaktoren der Psychotherapie“, der jetzt in aktualisierter 3. Auflage erscheint, geht diesen Fragen nach, ebenfalls eine Tagung, die im September 2002 aus der Abteilung für Psychotherapie und Medizinische Psychologie veranstaltet wird.