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Patientenschulungsprogramme sind ein zentraler Bestandteil der medizinischen Rehabilitation bei chronischen Erkrankungen mit der Zielsetzung, die Compliance sowie die Fähigkeit zum Selbstmanagement und das Empowerment der Patienten zu verbessern. Die Effektivität und Effizienz von Patientenschulungen konnte in zahlreichen Studien nachgewiesen werden. In der Praxis der medizinischen Rehabilitation werden Schulungen jedoch nur zu einem geringen Anteil auf der Grundlage publizierter, evaluierter Programme durchgeführt. Speziell für Schulungen im onkologischen Rehabilitationsbereich besteht ein Bedarf an der Entwicklung, Manualisierung und Evaluation von (spezifischen) Programmen. Das Gesundheitstrainingsprogramm der Deutschen Rentenversicherung Bund stellt 23 indikationsbezogene Curricula bereit. Das Programm erfüllt grundlegende Qualitätsmerkmale für standardisierte Schulungen und wurde in einer formativen Evaluation positiv beurteilt. Erste Ergebnisse zur summativen Evaluation liegen bisher für einzelne Curricula vor und können auch als Hinweis auf positive Effekte des Rahmenkonzeptes gewertet werden.
Ziel des vorliegenden Projektes ist die Manualisierung und Evaluation des Curriculum Tumorerkrankungen. Dafür wird das bestehende Curriculum für Brustkrebspatientinnen adaptiert. In der Folge werden die Ergebnisqualität sowie Effekte des Gesundheitstrainingsprogramms auf die Prozess- und Strukturqualität geprüft.
Die Studie wird als unizentrisches quasi-experimentelles Kontrollgruppendesign mit vier Messzeitpunkten (Reha-Beginn, Reha-Ende, 3-Monats-Katamnese, 12-Monats-Katamnese) konzipiert. Zeitstichproben mit konsekutivem Einschluss von Rehabilitandinnen mit Brustkrebs werden zuerst der Kontrollgruppe (usual care; n = 250) und nach Implementierung und formativer Evaluation des neuen Curriculums der Interventionsgruppe (Curriculum Brustkrebs; n = 250) zugewiesen. In der Kooperationsklinik wird die Schulung von Brustkrebspatientinnen zurzeit nicht auf Grundlage des Gesundheitstrainings durchgeführt; diese Standardschulung (usual care) stellt die Kontrollbedingung dar. Als primäre Zielkriterien werden die krankheitsbezogene Einstellung der Patientinnen sowie intrusive Gedanken und Progredienzangst (proximale Schulungsoutcomes) festgelegt. Sekundäre Zielparameter sind u. a. die indikationsbezogene Lebensqualität sowie die Schulungszufriedenheit. Die Wirksamkeit des Curriculums im Vergleich zur Kontrollbedingung wird durch den Intergruppenvergleich zu den Post-Messzeitpunkten geprüft. Daten zur Struktur- und Prozessqualität werden vor Beginn der Datenerhebung der Kontrollgruppe, während der Implementierungsphase des neuen Curriculums (formative Evaluation) sowie 6 Wochen nach Abschluss der Interventionsphase bei der weiteren Schulungsumsetzung in der Routineversorgung erfasst.
In einem mehrstufigen Prozess wurde das Curriculum Tumorerkrankungen mit Bezug auf Evidenz, bestehende internationale Programme und Patientenmaterialien, Theorien des Gesundheitsverhaltens und Qualitätskriterien für Schulungen überarbeitet und als Curriculum Brustkrebs manualisiert. Bei der Entwicklung wurde neben der Wissensvermittlung auch auf interaktive Vermittlungsmethoden sowie motivationale und volitionale Aspekte fokussiert. Die Schulung setzt sich aus 6 Modulen mit einem Zeitumfang von je 60 Minuten zusammen, die in einer geschlossenen Gruppe multiprofessionell von Ärzten (2 Module), Sozialarbeitern (1 Modul) und Psychologen (3 Module) durchgeführt werden. In einer formativen Evaluation konnte eine gute Akzeptanz der Schulung durch Patientinnen und Schulungsleiter sowie die manualisierte Durchführbarkeit gezeigt werden.
Die Ergebnisse der Wirksamkeitsprüfung zeigen keine signifikanten Gruppenunterschiede zwischen Interventions- und Kontrollgruppe in den primären und sekundären Zielparametern zu den Post-Messzeitpunkten. Die primäre Hypothese konnte somit nicht bestätigt werden.
Es konnte keine Überlegenheit des Curriculum Brustkrebs im Vergleich zu einem nicht-standardisierten Vortrags- und psychologischen Gruppenangebots (usual care) nachgewiesen werden. Bei der Interpretation der Ergebnisse sind auch einige methodische Einschränkungen zu berücksichtigen.
Das Curriculum wurde bereits im Projektverlauf für die praktische Anwendung bereitgestellt. Es kann trotz des fehlenden Effektivitätsnachweises genutzt werden, da bisher kein Schulungsprogramm für die Indikation Brustkrebs mit Effektivitätsnachweis im Rahmen der medizinischen Rehabilitation verfügbar ist. Zur Unterstützung der patientenorientierten Umsetzung des Curriculums wird eine Train-the-Trainer-Schulung angeboten.
Das Manual kann wie folgt zitiert werden: Faller, H., Strahl, A., Richard, M., Jelitte, M. & Meng, K. in Zusammenarbeit mit Niehues, C, Derra, C., Schäfer, H.J. und dem therapeutischen Team des Reha-Zentrum Ückeritz, Klinik Ostseeblick (2013). Curriculum Brustkrebs aus dem Gesundheitstrainingsprogramm der Deutschen Rentenversicherung Bund – Manual. Verfügbar unter: http://www.psychotherapie.uni-wuerzburg.de/forschung/projekte-koop_23.html
Die Schulungsunterlagen können von Rehabilitationseinrichtungen zur Patientenschulung frei genutzt werden. Wenn erforderlich können die Materialien zur Durchführung auf die Gegebenheiten der Einrichtungen angepasst werden. Bei Modifikationen ist zu berücksichtigen, dass nur Maßnahmen des Gesundheitstrainings, die den Grundsätzen der Rahmenkonzeption (s. Gesundheitstraining in der medizinischen Rehabilitation. Einführung in die indikationsspezifischen Curricula) entsprechen, mit dem Logo des Gesundheitstrainings ausgestattet sein dürfen.
Nähere Informationen zum Gesundheitstrainingsprogramm der Deutschen Rentenversicherung Bund (inkl. der Rahmenkonzeption) finden Sie unter: Homepage der Deutschen Rentenversicherung Bund.
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