aus der Abteilung für Psychotherapie und Medizinische Psychologie:
Obwohl sich eine beträchtliche Anzahl von Studien mit dem Thema beschäftigt hat, ob die Art der Krankheitsbewältigung den Krankheitsverlauf bei Krebskranken beeinflußt, ist die Befundlage noch immer sehr widersprüchlich. In dem vorliegenden Projekt wurde geprüft, ob Krankheitsbewältigung und emotionale Belastung vorhersagekräftig für die Überlebenszeit bei Lungenkrebskranken ist.
Eine Stichprobe von 103 neu diagnostizierten Bronchialkarzinomkranken (inception cohort) wurde hinsichtlich Krankheitsbewältigung und emotionalen Befinden in Selbst- und Fremdeinschätzungen untersucht. Outcome-Kriterium war die Überlebenszeit nach 10 Jahren. Es handelt sich um eine Nachuntersuchung einer Stichprobe, die ursprünglich im Rahmen eines BMFT-Projekts (Faller, Lang, Schilling) evaluiert worden waren.
Eine depressive Art der Krankheitsbewältigung sagte eine kurze Überlebenszeit voraus (relatives Risiko 1,91, 95%-Konfidenzintervall, 1,32 bis 2,77, P = 0,001), bei Kontrolle der biomedizinischen prognostischen Faktoren Tumorstadium, Karnofsky-Leistungszustand und Arzteinschätzung der Prognose. Angesichts der naturalistischen Anlage der Studie muß jedoch offen bleiben, ob eine depressive Krankheitsverarbeitung, z.B. vermittelt über eine geringe Compliance mit der Behandlung, einen kausalen Risikofaktor darstellt oder lediglich Indikator einer ungünstigeren somatischen Situation ist.