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Die Nachhaltigkeit von Maßnahmen der medizinischen Rehabilitation ist oft nicht optimal. Den Patienten gelingt es z. T. nicht, die in der Rehabilitation initiierten Verhaltensänderungen langfristig weiterzuführen und in ihren Alltag zu integrieren. Daher werden Nachsorgemaßnahmen gefordert, um den Transfer zu verbessern.
Von besonderer Bedeutung für Patienten mit Adipositas mit Kooder Folgemorbidität ist eine langfristige Umstellung des Ernährungs und Bewegungsverhaltens, um eine in der Rehabilitation erreichte Gewichtsreduktion langfristig zu stabilisieren. Für körperliche Aktivität haben sich Interventionen zur Planung der Umsetzung im Alltag in der kardiologischen und orthopädischen Rehabilitation als erfolgreich erwiesen. Um Patienten mit Adipositas bei der Integration von körperlicher Aktivität in den Alltag zu unterstützen und die langfristige Umsetzung zu fördern, soll eine Planungsintervention mit telefonischer Nachsorge kombiniert werden.
Ziel des Projekts ist die Prüfung der Wirksamkeit und Nachhaltigkeit einer kombinierten Planungs- und Nachsorgeintervention zu körperlicher Aktivität im Vergleich zum stationären Standard-Behandlungsprogramm einer Rehabilitationsklinik bei Patienten mit Adipositas (BMI zwischen 30 und 44). Im Rahmen der Intervention planen die Patienten bereits während ihres Rehabilitationsaufenthaltes körperliche Aktivitäten, die sie zu Hause umsetzen möchten; in sechs telefonischen Nachsorgegesprächen werden sie bei der Realisierung der Pläne unterstützt. Die Nachsorge-Telefonate erstrecken sich über einen Zeitraum von zwei Wochen bis sechs Monaten nach der Rehabilitation. Mit einer Sporttherapeutin werden die Erfahrungen bei der Umsetzung der geplanten Aktivitäten besprochen und die Patienten werden ggf. bei der Überwindung auftretender Hindernisse sowie einer Modifikation der Pläne unterstützt. Die primäre Fragestellung betrifft die Wirksamkeit der Intervention im Hinblick auf Gewichtsreduktion und Bewegungsverhalten. Sekundäre Fragestellungen beziehen sich auf die Effekte der Intervention bezogen auf die Zielgrößen Motivation und Lebensqualität. Zudem wird die differentielle Wirksamkeit in Abhängigkeit vom Geschlecht, von komorbiden Erkrankungen sowie der Ausgangsmotivation untersucht.
Die Beantwortung der Fragestellungen erfolgte über ein prospektives, kontrolliertes und randomisiertes Design mit Katamnese-Erhebungen sechs und 12 Monate nach der Rehabilitation. Alle Zielgrößen wurden über Fragebogen erfasst, das Körpergewicht zusätzlich über Arztangaben.
Insgesamt nahmen in einen Zeitraum von 13 Monaten (2008/2009) 467 Patienten an der Studie teil, deren Daten ausgewertet werden konnten (Interventionsgruppe, IG: n=228; Kontrollgruppe, KG: n=239). Das Alter der Teilnehmer lag zwischen 18 und 64 Jahren und betrug im Durchschnitt 48 Jahre. 55% der Teilnehmer waren Männer. Der Großteil war erwerbstätig (88%). Zu Reha-Beginn betrug das mittlere Körpergewicht in der Stichprobe 110 kg, der mittlere BMI lag bei 36.
Die Intervention wies eine gute Machbarkeit und hohe Akzeptanz durch die Teilnehmer auf. Durchschnittlich fanden mit jedem Teilnehmer der IG fünf telefonische Kontakte mit der Sporttherapeutin statt (SD=1). Die Gesamtdauer aller Nachsorge-Telefonate betrug je Patient im Mittel 44 Minuten (SD=20), die mittlere Dauer je Telefonat 8 Minuten (SD=3).
12 Monate nach der Rehabilitation konnte ein Effekt der Intervention auf das Bewegungsverhalten, nicht jedoch auf eine Gewichtsreduktion belegt werden. Unter Berücksichtigung der Baseline-Unterschiede war die IG 12 Monate nach der Rehabilitation im Durchschnitt 54 Minuten/Woche länger körperlich aktiv als die KG und hatte einen um 495 kcal/Woche höheren aktivitätsbezogenen Kalorienumsatz. Dies entspricht kleinen Effektgrößen. Sowohl IG als auch KG waren sechs und 12 Monate nach der Rehabilitation körperlich aktiver als zu Reha-Beginn. In beiden Gruppen kam es zu einer Gewichtsreduktion zu Reha-Ende sowie zu den beiden Katamnese-Zeitpunkten. Die Gruppen unterschieden sich 12 Monate nach der Rehabilitation jedoch nicht im BMI oder in der Häufigkeit, mit der eine Gewichtsreduktion um mindestens 5% erreicht wurde.
Die Hypothesen zu Unterschieden in motivationalen Variablen konnten nur zu Reha-Ende bestätigt werden, nicht dagegen zur 6- und 12-Monats-Katamnese. Die Intervention hatte keine Effekte auf die Lebensqualität, die sich in beiden Gruppen gleichermaßen verbesserte, und 12 Monate nach Rehabilitation lagen keine bedeutsamen differentiellen Effekte vor.
Die Intervention wies eine gute Machbarkeit bei einem überschaubaren Zeitaufwand und hoher Akzeptanz durch die Teilnehmer auf. Sie hat sich als wirksam zur nachhaltigen Förderung körperlicher Aktivität erwiesen. Zur weiteren Optimierung kann eine Ausweitung des Nachsorge-Zeitraums auf 12 Monate in Betracht gezogen werden. Eine Adaptation für andere Indikationsbereiche ist möglich.