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Schulungsprogramme sind zentraler Bestandteil der medizinischen Rehabilitation bei chronischen Erkrankungen mit der Zielsetzung, die Compliance sowie die Fähigkeit zum Selbstmanagement und das Empowerment der Patienten zu verbessern. Die Effektivität und Effizienz von Patientenschulungen konnte in zahlreichen Studien nachgewiesen werden. In der Praxis der medizinischen Rehabilitation werden Schulungen jedoch nur zu einem geringen Anteil auf der Grundlage publizierter, evaluierter Programme durchgeführt. Im kardiologischen Indikationsbereich ist eine Edukation in aktuellen Behandlungsleitlinien/-empfehlungen integriert. Für die zur Verfügung stehenden strukturierten Basisschulungsprogramme (Programme der DRV Bund, DGPR) steht die Prüfung der Effektivität hinsichtlich der Schulungsziele zurzeit noch aus.
Ziel des Projekts ist die Weiterentwicklung und Prüfung der kurz- und mittelfristigen Wirksamkeit des Curriculum Herz-Kreislauf-Erkrankungen des Gesundheitstrainings der Deutschen Rentenversicherung Bund. Des Weiteren sollen die im Curriculum angenommenen Wirkmechanismen der Schulung sowie Moderatoren der Wirksamkeit untersucht werden.
Die Studie wird als multizentrische, quasi-experimentelle Kontrollgruppenstudie mit vier Messzeitpunkten (Reha-Beginn, Reha-Ende, 6-Monats-Katamnese, 12-Monats-Katamnese) konzipiert. Zeitstichproben mit konsekutivem Einschluss von Rehabilitanden mit Koronarer Herzkrankheit werden zuerst einer Kontroll- (usual care) und nach Implementierung des neuen Curriculums einer Interventionsgruppe (Curriculum Herz-Kreislauf-Erkrankungen) zugewiesen. In den Kooperationskliniken wird die Basisschulung zurzeit nicht auf Grundlage des Gesundheitstrainingsprogramms durchgeführt; die bestehende Standardschulung (usual care) stellt die Kontrollbedingung dar. Als primäres Zielkriterium wird das Krankheits- und Behandlungswissen der Patienten festgelegt. Sekundäre Zielparameter sind u. a. die Krankheitsbewältigung, die Compliance, das gesundheitsbezogene Verhalten, die subjektive Gesundheit und Lebensqualität sowie die Schulungszufriedenheit der Rehabilitanden. Die Wirksamkeit des Curriculums im Vergleich zur Kontrollbedingung wird durch den Intergruppenvergleich zu den Post-Messzeitpunkten mittels Kovarianzanalyse unter Kontrolle der Ausgangswerte zum ersten Messzeitpunkt (ANCOVA) geprüft.
Angenommene Wirkmechanismen des Curriculums werden über Mediatoranalysen, Gender- und Behandlungsaspekte des Patientenoutcomes über Subgruppenvergleiche getestet.
In einem mehrstufigen Prozess wurde das Schulungsmanual mit Bezug auf Evidenz, Leitlinien und Therapiestandards, Theorien des Gesundheitsverhaltens und Qualitätskriterien für Schulungen überarbeitet und manualisiert. Eine Herausforderung stellte dabei einerseits die Breite der abzudeckenden Inhalte bei begrenztem Schulungsumfang, andererseits die Abstimmung mit weiteren edukativen Therapiemodulen der Rehabilitation dar. Die Schulung besteht aus 5 Modulen à 45 Minuten, die in einer geschlossenen Gruppe (max. 15 Teilnehmer) multiprofessionell von Ärzten, Psychologen und Bewegungstherapeuten durchgeführt werden.
Anschließend wurde in einer formativen Evaluation die Akzeptanz des Programms durch Patienten und Dozenten sowie die manualisierte Durchführbarkeit untersucht. Es wurden Patienten- und Dozentenbefragungen mittels Schulungsbewertungsfragebögen sowie strukturierte Beobachtungen mittels Beobachtungsprotokoll für die fünf Schulungsmodule durchgeführt. Komponenten der Schulungsbewertung waren die inhaltliche Konzeption und Umsetzung, die Trainerkompetenz sowie Gruppenparameter und Umsetzung der Lernziele; die Bewertung erfolgte meist auf einer Schulnotenskala (1 = sehr gut; 6 = ungenügend). Für die formative Evaluation liegen Daten aus zwei Kliniken und je zwei Schulungsgruppen vor. Strukturierte Beobachtungen wurden in sieben Modulen durchgeführt, wobei jedes Modul mindestens einmal visitiert wurde. Die Patienten (n = 54) bewerteten die Schulungsmodule im Durchschnitt als gut bis sehr gut (1.74 ≤ M ≤ 2.08). Die Gruppengröße wurde von einem Großteil der Patienten als passend bewertet (92% - 100% für alle Module). Die Bewertungen der Schulungsleiter ist ebenfalls im guten Bereich (n = 20: 1.73 ≤ M ≤ 2.19). Die Ergebnisse der strukturierten Beobachtungen bestätigen, dass die inhaltliche Durchführung nach Manual möglich ist.
Das Curriculum weist somit eine hohe Patientenakzeptanz und eine gute Durchführbarkeit auf. Die Bewertungen der Schulungsleiter zeigen aber auch, dass die Lernziele in dem kompakten interdisziplinär ausgerichteten Programm nicht immer vollständig erreicht werden können.
Die Ergebnisse der Interventionsstudie sind den Publikationen Seekatz et al. (2013) und Meng et al. (2014) zu entnehmen.
Das Manual kann wie folgt zitiert werden: Seekatz, B., Meng, K., Altstidl, R., Haug, G., Mosler, G., Schwaab, B. (2012). Curriculum Koronare Herzkrankheit aus dem Gesundheitstrainingsprogramm der Deutschen Rentenversicherung Bund - Manual. Verfügbar unter: http://www.psychotherapie.uni-wuerzburg.de/forschung/projekte-koop_18.html
Die Schulungsunterlagen können von Rehabilitationseinrichtungen zur Patientenschulung bei koronarer Herzkrankheit frei genutzt werden. Wenn erforderlich können die Materialien zur Durchführung auf die Gegebenheiten der Einrichtungen angepasst werden. Bei Modifikationen ist zu berücksichtigen, dass nur Maßnahmen des Gesundheitstrainings, die den Grundsätzen der Rahmenkonzeption (s. Gesundheitstraining in der medizinischen Rehabilitation. Einführung in die indikationsspezifischen Curricula) entsprechen, mit dem Logo des Gesundheitstrainings ausgestattet sein dürfen. Nähere Informationen zum Gesundheitstrainingsprogramm der Deutschen Rentenversicherung Bund (inkl. der Rahmenkonzeption) finden Sie unter: Homepage der Deutschen Rentenversicherung Bund.
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