Arbeitsbereich Medizinische Psychologie und Psychotherapie
im Zentrum für psychische Gesundheit (ZEP)
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Live-Online-Nachsorge geschulter Rehabilitanden durch E-Learning

Beteiligte

Personen und Institutionen (Abteilung für Psychotherapie und Medizinische Psychologie, Universität Würzburg, Arbeitsbereich Rehabilitationswissenschaften)

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Hintergrund

Nachsorgemaßnahmen sollen den Transfer medizinisch-therapeutischer Leistungen in den Alltag verbessern. In der Umsetzung sind Nachsorgemaßnahmen jedoch ihrerseits mit Problemen verbunden: Aus Sicht der Einrichtungen bedeuten sie einen organisatorischen und personellen Mehraufwand. Aus Sicht der Patienten steht kein flächendeckendes Angebot zur Verfügung, so dass lange Anfahrtswege und der zeitliche Aufwand eine ernstzunehmende Hürde für die Teilnahme darstellen. Auf der anderen Seite wachsen Möglichkeiten und Verbreitung moderner Kommunikationsmöglichkeiten mit der Entwicklung des Internets rasant an. Grundlegende Idee dieser Studie ist die Verknüpfung einer stationären Patientenschulung in der Rehabiliation mit einer im Internet stattfindenden Online-Nachsorge.

Zielgruppe dieser Online-Nachsorge sind orthopädische Patienten, die im Rahmen einer stationären Rehabilitation eine Schmerzbewältigungsschulung erhalten haben. Diese Patienten werden nach ihrer Entlassung über ein halbes Jahr im monatlichen Abstand von zu Hause aus an Online-Gruppensitzungen teilnehmen, die unter Anleitung des Therapeuten aus der Klinik durchgeführt werden. Die Gruppe trifft sich in der gleichen Zusammensetzung in einem „Online-Klassenzimmer“ – einer virtuellen Seminarumgebung – in der viele Aspekte einer realen Seminarsituation nachgebildet werden können: Die Teilnehmer stehen über Sprache, ähnlich einer Telefonkonferenz, miteinander in Kontakt und können weitere Medien wie zum Beispiel ein elektronisches Flip-Chart benutzen. Ziel der Seminare ist es, die gelernten Fähigkeiten zur Schmerzbewältigung im Alltag aufrecht zu erhalten und mögliche Probleme und Barrieren direkt in der gewohnten Umgebung bearbeiten zu können.

Im Rahmen der Studie soll diese Live-Online­Nachsorge entwickelt, in zwei Rehabilitationseinrichtungen etabliert und ihre Effektivität in einer randomisierten und kontrollierten Erhebung erfasst werden. Auf Grundlage der Ergebnisse sollte eine Einschätzung darüber möglich sein, ob sich die Maßnahme für einen breiteren Einsatz oder für die Übernahme in die Regelversorgung empfiehlt.

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Ziele/Fragestellungen

Die Hautfragestellung lautet:

Aus dieser Frage ergibt sich die primäre Hypothese der Untersuchung:

Zusätzlich werden folgende sekundäre Hypothesen überprüft:

Rehabilitanden, die an einer Live-Online-Nachsorge teilgenommen haben (IG), weisen im Vergleich zu Rehabilitanden ohne Nachsorgemaßnahme (KG) 6 und 12 Monate nach der Rehabilitation bessere Werte hinsichtlich der …

Im Zusammenhang mit der Einführung dieser neuartigen Interventionsmethode sollen im Rahmen der Studie darüber hinaus folgende Nebenfragestellungen bearbeitet werden:

Neben dem Nachweis der Wirksamkeit ist es Ziel der Studie, die Praktikabilität von Live-Online-Nachsorgesitzungen zu erfassen und diese Ergebnisse als Grundlage für die mögliche Einführung ähnlicher Programme in anderen Einrichtungen zu erleichtern. Konkret soll dies in Form eines Manuals geschehen, das Unterstützung bei der Implementierung von Live-Online-Sitzungen geben kann.

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Studiendesign/Methode

Für die summative Evaluation der Wirksamkeit wird ein mulitzentrisches, randomisiertes Kontrollgruppendesign mit vier Messzeitpunkten gewählt. In zwei Rehabilitationszentren der Deutschen Rentenversicherung Bund sollen 632 Probanden sollen konsekutiv rekrutiert und durch eine externe Randomisierung auf Ebene der Schulungsgruppen der Kliniken den Untersuchungsgruppen (Experimental- und Kontrollgruppe) zugewiesen werden (Clusterrandomisierung).

In beiden Einrichtungen wird ein verhaltensmedizinisch orientiertes Schmerzbewältigungstraining durchgeführt. Die Interventionsgruppe erhält nach der Entlassung aus der Rehabilitationsklinik 6 Internet-Nachsorgesitzungen zu dieser Schulung während die Kontrollgruppe keine Nachsorgeleistungen (usual care) erhält.

Patientendaten werden zu Rehabilitationsbeginn und ‑ende sowie 6 und 12 Monate nach der Rehabilitation erfasst. Primäre Zielkriterien des Behandlungserfolgs sind Schmerz, kognitive und behaviorale Schmerzverarbeitung. Sekundäre Zielgrößen sind schmerzbedingte psychische Beeinträchtigungen (Depression, Angst), Motivation zur Schmerzbewältigung sowie die allgemeine körperliche und psychische Funktionsfähigkeit. Als weitere Zielparameter wird die Zufriedenheit mit der Rehabilitation bzw. dem Nachsorgeangebot erfragt.

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Ergebnisse

In der Rekrutierungsphase stellte sich heraus, dass die Teilnahmebereitschaft der Patienten stark hinter den erwarteten Zahlen zurück blieb. Die Rekrutierungsquote ließ sich trotz verschiedener organisatorischer Gegenmaßnahmen nicht erhöhen, so dass das ursprüngliche Ziel einer quantitativen Hypothesentestung nicht mehr aufrecht erhalten werden konnte. Auf Grundlage des Datenmaterials, das im Zuge der Studie gewonnen wurde, konnten jedoch Aussagen über die Gründe getroffen werden, aus denen das elektronische Nachsorgeangebot bei den Patienten nicht auf stärkere Resonanz stieß. In Interviews mit Patienten und den Therapeuten wurde zudem versucht, Verbesserungsansätze abzuleiten, die für den künftigen Einsatz des Internets bei zeitsynchronen Interventionsgruppen nützlich sein können.

Die schwerwiegendste Ursache für die geringe Teilnahmequote sind organisatorische Probleme: Es erwies sich als äußerst schwierig, Nachsorgetermine anzubieten, die für alle Teilnehmer einer festen Gruppe realisierbar sind, insbesondere wenn die sie bis zu 6 Monaten im Voraus geplant werden sollen. Die Patienten räumten beruflichen, familiären und anderen Verpflichtungen eine höhere Priorität ein. Weitere Erklärungen liegen im Fehlen technischer Voraussetzungen (kein Internetzugang) bzw. in Berührungsängsten beim Umgang mit Computern. Aber auch die höhere Quote an schwerwiegenden psychiatrischen Zusatzdiagnosen in einer der beiden Kliniken schmälerten das Potential an teilnahmefähigen Patienten weiter.

Auf der anderen Seite zeigen die Rückmeldungen derjenigen Patienten, die tatsächlich an einer der Online-Sitzungen teilgenommen haben, dass sie die Methode sehr positiv bewerteten, dass technische Probleme nur eine geringe Rolle spielten und die Methode als hilfreich für die Bewältigung der eigenen Problemlagen erlebt wurde. Eine Fokusgruppe mit Patienten außerhalb der Rekrutierung legt nahe, dass sich die Patienten ein Nachsorgeangebot wünschen, dass nicht nur bewegungstherapeutische Aspekte, sondern auch psychologische Inhalte berücksichtigt.

Das Fazit der Studie lautet, dass die Zielgruppe der Schmerzpatienten durch dieses Online-Angebot nicht erreicht werden konnten. Die positiven Rückmeldungen der tatsächlichen Teilnehmer lassen aber vermuten, dass dies nicht an der Methode selbst liegt. Unter der Berücksichtigung verschiedener Änderungen wie zum Beispiel der Flexibilisierung von Durchführungsterminen, Auflösen der festen Gruppenstruktur oder einer personalintensiveren Verankerung der Methode iìn der stationären Rehabilitation bestehen durchaus Möglichkeiten, eine zeitsynchrone Gruppensitzung in virtuellen Seminarräumen effektiv zu gestalten, um bestehende Nachsorgeangebote sinnvoll zu ergänzen

Den Abschlussbericht zu diesem Projekt können Sie als PDF herunter laden

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