Laufzeit
Förderer
Kontakt
Patientenschulungen sind komplexe Interventionen. Ihr Ergebnis wird von verschiedenen Aspekten beeinflusst, wie zum Beispiel von Persönlichkeitsfaktoren der Teilnehmer, ihren Lernerfahrungen, aber auch vom Umfeld der Behandlung, von Besonderheiten einer konkreten Einrichtung oder von der Zusammensetzung der Schulungsgruppe (vgl. Ströbl et al., 2009).
Patientenschulung stellt daher besondere Herausforderungen an Schulungsdozenten dar: Sie sollten die besonderen Lernvoraussetzungen Erwachsener mit chronischen Erkrankungen berücksichtigen, Gruppendynamiken kennen und mit ihnen umgehen können, so dass dem einzelnen Teilnehmer ein optimales Lernumfeld geschaffen werden kann. Sie sollten berücksichtigen, dass es in der Schulung in erster Linie um Verhaltensänderung und die Stärkung von Selbstmanagementkompetenzen geht und didaktische Methoden wählen, mit denen sich diese Ziele erreichen lassen.
Diese Anforderungen an Schulungsdozenten legen es nahe, der Aus- und Weiterbildung des Schulungspersonals besonderes Augenmerk zu schenken. Didaktische Methoden, Moderation und Gruppenarbeit sowie Motivierung zur Lebensstiländerung oder das Anleiten von Verhaltensänderung gehören auch in den schulenden Berufsgruppen (z. B. Ärzte, Psychologen, Ernährungsberater, Bewegungstherapeuten) nicht zwangsläufig zur Grundausbildung. Eine regelmäßige Weiterbildung des Personals ist deshalb notwendig.
Die inhaltlichen und organisatorischen Gestaltung von Fortbildungen von Schulungsdozenten stellen eine Reihe von Herausforderungen dar, wenn sie als Präsenzveranstaltungen durchgeführt werden sollen. Die Umsetzung in Form onlinebasierter Fortbildungsmodule könnte eine Lösung für die genannten Probleme darstellen. Das vorliegende Projekt der Grundlagenforschung hat deshalb das Ziel, ein geeignetes Fortbildungsmodul zu erstellen und seine Durchführung formativ zu evaluieren.
Das erste Ziel ist eine Erhebung der Bedürfnisse potentieller Teilnehmer, um zum einen die genannten Aspekte einer „idealen Fortbildung“ zu validieren. Zum anderen soll aus dem Themenspektrum der Kompetenzen von Schulungsleitern ein Schwerpunkt identifiziert werden, der für die Evaluation gewählt wird. In der Erhebung werden auch mögliche Parametern und Präferenzen hinsichtlich einer Online-Fortbildung erhoben: Technische Voraussetzungen, organisatorische Rahmenbedingungen, Affinität der Nutzer, inhaltliche Vorlieben der Befragten
Aus den Rückmeldungen der potentiellen Nutzer sollten sich im Idealfall Interessensschwerpunkte ableiten lassen. Die Grundlage bildet folgendes Themenspektrum:
Basierend auf den Rückmeldungen der Nutzerbefragung werden die möglichen Themen für schulungsbezogene Onlinefortbildungen weiter eingegrenzt und spezifiziert. Für das am häufigsten geäußerte Fortbildungsinteresse werden die Themen und ein Lehrzielkatalog formuliert.
Nach der Eingrenzung der Ziele und Inhalte wird eine onlinebasierte Version eines Curriculums erstellt. Auf Basis des Themen- und Lehrzielkatalogs werden die Details der Fortbildung erarbeitet. Die Herausforderung ist es dabei, didaktische Methoden und Materialien zusammenzustellen, die zum einen den inhaltlichen Stoff gut vermitteln, zum anderen aber auch gut in einer Online-Lernumgebung umsetzbar sind und im besten Fall die Stärken der veränderten medialen Möglichkeiten nutzen.
Neben der inhaltlichen Anpassung der Fortbildung an die besonderen Gegebenheiten des Online-Lernens stellt natürlich auch ihre technische Realisation einen wichtigen Schritt des Projekts dar. Die in den bisherigen Teilzielen angedeutete Vielfalt an didaktischen und kommunikativen Ideen erfordert ein flexibles technisches System, das durch die gewünschte Flexibilität sehr schnell sehr komplex ausfallen kann. Es gibt bereits Baukastensysteme für Lernumgebungen, mit denen man umfangreiche Kurse erstellen kann und dabei viele Freiheitsgrade in der Ausgestaltung der einzelnen Module hat. Im Rahmen des Projekts wird voraussichtlich die freie Software „Moodle“ zum Einsatz kommen, die seit 1999 kontinuierlich weiter entwickelt wird und weltweit über 70 Millionen Nutzern internetbasiertes Lernen ermöglicht. Das System wird unter anderem an der Universität Würzburg als Lernplattform für alle Studierenden verwendet. Der Projektmitarbeiter nutzt diese Plattform bereits seit mehreren Jahren, so dass grundlegende Erfahrungen bereits vorhanden sind. Das erleichtert die technische Umsetzung vor allem deshalb, weil bereits ein gutes Vorwissen über die didaktischen Möglichkeiten des Systems vorliegen. Das System selbst ermöglicht eine Vielfalt didaktischen Arbeitens: Neben dem Verteilen von Texten („Lehrbriefen“), Bildern und Videos können über Mail, Chat, Foren oder Videotelefonie unterschiedliche kommunikative Möglichkeiten genutzt werden, um das Einzelstudium um soziale Komponenten und den Kontakt zu einem Schulungsdozenten zu erweitern.
Aus dem Pool der im 1. Schritt befragten Interessenten sollen genügend Teilnehmer für eine exemplarische Durchführung der Fortbildung gewonnen werden, so dass das angepasste Fortbildungsmodul mindestens einmal angeboten und evaluiert werden kann.
Die Fortbildung wird kostenlos angeboten, die Teilnehmer werden dafür gebeten, im Gegenzug nach Abschluss Rückmeldungen zu Inhalt und Ablauf zu geben (Fragebögen, Telefoninterviews).
Eine Evaluation der Fortbildung soll möglichst viele Fragen zur Prozess-, Struktur- und Ergebnisqualität beantworten, um die maßgeblichen Einflussfaktoren einer onlinebasierten Fortbildung abschätzen zu können. Die Ergebnisse können wertvolle Hinweise für zukünftige Weiterentwicklungen von schulungsbezogenen Fortbildungsangeboten und die Wirksamkeit der eingesetzten didaktischen Elemente liefern. Die Evaluation soll folgende Aspekte berücksichtigen: Curriculumsvalidität, didaktischer Aufbau, technische Implementierung, emotionale Valenz des Online-Lernens, Aufwand und Ökonomie
Die Fragen werden so weit wie möglich beantwortet. Das Ziel ist eine möglichst umfangreiche Bestimmung der Prozess-, Struktur- und Ergebnisqualität des Online-Fortbildungsmoduls. Die Evaluation soll Antworten auf die Frage liefern, ob bestehende Fortbildungen auch online durchgeführt werden können und welche Schulungskompetenzen sich online vermitteln lassen. Eine arbeitsökonomische Betrachtung soll bei der Abschätzung helfen, welcher Aufwand durch die onlinebasierte Umsetzung von Fortbildungsangeboten entsteht und in welchem Aufwand zum Nutzen dieser steht.
-
-
Zurück zur Projektübersicht